
Müssen tut man nix
Was uns "Mission: Impossible" über Lebensphilosophie lehren kann
BETRACHTUNG
Sind Autos loyal?
Denk mal darüber nach.
Ein Auto sitzt durch Regen und Schnee in der Einfahrt, ohne zu jammern. Es ist sofort bereit loszufahren, wann und wo auch immer hin du magst. Es beschleunigt und bremst auf Befehl, ohne auch nur nachzufragen.
Ist das nicht Loyalität vom Feinsten? Aber dennoch würden wir einem Auto nie Loyalität zuschreiben.
Und was ist mit Häusern? Ist ein Haus nicht auch loyal?
Es widersetzt sich treu den schlimmsten Wetterverhältnissen. Es schützt dich vor Kälte und spendet dir einen Zufluchtsort, den du Zuhause nennst. Es sagt dir nie: „So, und jetzt bist du an der Reihe mich zu beschützen. Ich hab jetzt Bock drinnen zu sein!“
Wiedermal, ist das nicht eine Paradebeispiel für Loyalität? Aber keiner würde ein Haus als loyal bezeichnen.
Wieso?
Weil Autos und Häuser keine Wahl haben. Sie erfüllen ganz einfach ihre Aufgaben, für die sie entwickelt wurden. Ein Auto fährt, ein Haus steht.
Und ohne Entscheidungskraft gibt es keine Loyalität. Ohne Entscheidungskraft gibt es keinerlei Tugendhaftigkeit. Nicht einmal Liebe gibt es.
Nur wenn es eine Wahl gibt, gibt es Loyalität, Tugendhaftigkeit und Liebe. Diese Entscheidungsfreiheit ist zweifelsohne wunderschön, doch sie birgt auch einen bittersüßen Beigeschmack: Konsequenzen.
Ein Auto hat keine Wahl. Es ist nicht loyal, nicht tugendhaft und kann auch nicht lieben. Wir, jedoch, sind als Menschen grundlegend anders als Autos.
Denn wir können Entscheidungen treffen. Wir sind Entscheidungsträger.
Unser Leben besteht größtenteils aus der Summe der Konsequenzen unserer Entscheidungen. Epiktet sagte es einst am besten: „Wenn deine Entscheidungen schön sind, wirst du es auch sein.“
Sicherlich kennen sie die legendäre Öffnungsszene der „Mission: Impossible“ Filme: Ethan Hunt (Tom Cruise) wird mittels einem elektronischen Gerät kontaktiert. Die Nachricht: „Ihre Mission, sollten Sie sie annehmen, ist …“. Er wirft das Gerät noch rechtzeitig weg, bevor es explodiert, und das Titellied wird eingespielt.
Ich erwähne diese Szene nicht nur weil sie großes Kino ist, sondern sie bietet sich als aussagekräftige Metapher für unser Leben an: „Ihre Mission, sollten Sie sie annehmen, ist …“
Erwäge nun Folgendes:
Ich habe in meinen Betrachtungen oft geschrieben, dass Wahrheit in sich wertvoll ist. Ich habe oft gesagt, dass es gut ist, nach der Erkenntnis der Realität zu streben und folglich seine Taten danach zu richten.
ABER: Die Wahrheit muss mir nicht wichtig sein. Ich entscheide mich dazu, sie als wichtig zu empfinden.
Ich könnte mich auch dazu entscheiden, Lügen und Irreführung zu bevorzugen. Ich könnte mich entscheiden zu glauben, dass es gar keine objektive Wahrheit oder Realität gibt.
Es liegt an mir, diese Entscheidungen zu treffen.
Und jede Entscheidung, egal welche ich treffe, wird sowohl meine Taten als auch deren Konsequenzen beeinflussen.
Ein weiterer Gedanke:
Ich entscheide mich zu glauben, dass der Gott in den Schriften der Bibel echt ist. Ich finde die Beweise überzeugend und glaube daher in Ihn.
Allerdings, wie gesagt, muss ich nicht an Ihn glauben. Ich könnte ungehindert Atheist oder Agnostiker sein, ich könnte an die Olympischen oder Nordischen Götter glauben, oder eine beliebig andere Weltsicht vertreten.
Das bringt uns zurück zu unserem Auto: Wenn ich keine Entscheidungskraft hätte, wäre es dann überhaupt möglich loyal oder tugendhaft zu sein? Könnte ich überhaupt lieben?
Ich sage nein.
Mein Auto fährt mich nicht an mein Ziel, weil es sich entschieden hat, mich zu lieben. Es macht es, weil es keine andere Wahl hat. Wir Menschen sind keine Autos. Wir haben die Wahl.
Und was ist jetzt mit „Mission: Impossible“?
Das fragst du dich jetzt vielleicht. Keine Sorge, ich habe es nicht vergessen.
Ich muss meinen Nächsten nicht lieben. Ich kann, wenn ich will, aber ich muss nicht. Allerdings, sobald ich die Wahl getroffen habe, an den höchsten Gott der biblischen Texte zu glauben, dann wird es mir befohlen meinen Nächsten zu lieben.
Mir steht es aber ganz frei zu, die Wahl zu treffen, und erst wenn ich eine Entscheidung treffe, kommt das vorschreibende „soll“ ins Spiel.
„Ihre Mission, sollten Sie sie annehmen, ist …“. Da wären wir bei „Mission: Impossible“ angekommen. Ethan Hunt kann entscheiden, ob er die Mission annehmen will oder nicht. Sollte er sie annehmen, dann folgt Handlung. So gilt es auch für uns.
Sollte ich entscheiden, Gott zu folgen und dennoch Ihn und meinen Nächsten hassen, dann bin ich ein Scheinheiliger und ein falscher Gläubiger. Wenn ich mich für Gott entscheide, dann sollte sich mein Leben verändern.
Das bedeutet also, dass es kein vorschreibendes „soll“ gibt, bevor eine „Mission“ angenommen wird.
Ich ermutige Leute sehr...
Die Wahrheit wertzuschätzen
Nach Lebenssinn zu suchen
Die Schriften zu lesen
Und ehrlich zu sich selbst zu sein
Ich ermutige sie auch, nach Gott zu streben – nicht, weil sie es müssen, sondern weil ich glaube, dass Er die Wahrheit ist.
Aber ich kann keinem sagen, was er tun soll.
Genauso wie ich wünsche, dass jemand die Wahrheit wertschätzt, so könnte er auch die Dunkelheit und Lügen bevorzugen. Genauso wie ich jemanden ermutige, nach Lebenssinn zu suchen, so könnte er auch nur nach Lust und Vergnügen streben. Genauso wie ich mich danach sehne, dass jemand Bibel liest, so könnte er einfach sagen, dass darin nur Mythen sind.
Wir haben alle Entscheidungen zu treffen, und keiner ist von deren Konsequenzen befreit.
Es ist vielleicht eine der großen Tragödien im Leben, dass wir allzu oft nicht die Schwere der Auswirkungen unserer Entscheidungen erkennen. Und womöglich liegt die größte Tragödie darin, dass wir allzu oft nicht erkennen, dass es überhaupt Entscheidungen zu treffen gibt.
